author: Luke Turner, created: 2011-01-01, translator: niplav, translated: 2019-01-05, modified: 2019-08-07, language: german, status: finished, importance: 3, confidence: translation
Translation of the Metamodernist // Manifesto by Luke Turner into German.
Wir erkennen Oszillation als die natürliche Ordnung der Welt an.
Wir müssen uns von einem Jahrhundert modernistischer ideologischer Naivität und der zynischen Unehrlichkeit ihres antonymen Bastards befreien.
Von nun an sei Bewegung durch eine Oszillation zwischen Positionen möglich, diametrisch entgegengesetzte Ideen operieren als die pulsierenden Polaritäten einer kolossalen elektrischen Maschine, die die Welt in Bewegung rotiert.
Aber wir erkennen auch die Beschränkungen an, die aller Bewegung und Erfahrung inhärent sind, sowie die Zwecklosigkeit des Versuches, diese Grenzen zu überschreiten. Die essentielle Unvollständigkeit eines Systems sollte dennoch dessen Akzeptanz nach sich ziehen, nicht um eines bestimmten Zieles oder einem sklavischen Folgen des Systems willen, sondern zum Zwecke des Erhaschens einer versteckten Exteriorität. Unsere Existenz wird genau dann bereichert, wenn wir unsere Ziele so setzen, als ob wir diese Grenzen überschreiten könnten. Nur solche Handlungen entfalten die Welt.
Alle Dinge sind in einem unumkehrbaren Schlittern zum Zustand der maximalen entropischen Verteilung gefangen. Darin entsteht und zeigt sich die Differenz, auf der alles künstlerische Schaffen beruht. In seinem Zenith ist Affekt die unmittelbare Erfahrung von Differenz selbst. Die Rolle der Kunst muss es sein, das Versprechen ihrer eigenen paradoxen Ambition zu erforschen, indem sie das Übermaß in die Präsenz drängt.
Die Gegenwart ist ein Symptom der Zwillingsgeburt von Unmittelbarkeit und Obsoleszenz. Wir sind heute genauso Nostalgiker wie Futuristen. Neue Technologie ermöglicht die simultane Erfahrung und Ausführung von Ereignissen von einer Vielheit von Positionen aus. Diese emergenten Netzwerke zeigen nicht den Niedergang der Demokratisierung der Geschichte, sondern ermöglichen sie, und erleuchten die Gabelungen, entlang welcher ihre großen Narrative das Hier und Jetzt navigieren können.
Genauso, wie Wissenschaft nach poetischer Eleganz strebt, sollten Künstler sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben. Alle Information, egal ob empirisch oder aphoristisch, ist ungeachtet ihres Wahrheitswertes Basis für Wissen. Wir sollten uns die wissenschaftlich-poetische Synthese und die informierte Naivität eines magischen Realismus zu Eigen machen. Aus Fehlern entspringt Erkenntnis.
Wir schlagen einen pragmatischen Romantizismus vor, der ungehindert von ideologischer Verankerung ist. Daher sollte Metamodernismus als der quecksilbrige Zustand zwischen und hinweg über Ironie und Ernsthaftigkeit, Naivität und Wissen, Relativismus und Wahrheit, Optimismus und Zweifel sein, strebend nach eine Mehrheit verschiedener und entstrebender Horizonte. Lasst uns voranschreiten und oszillieren!